Kinder

Heidemarie Brosche
Andrea Hebrock

Die Funkelfeder
Oder: Alles wird wieder gut!

Hardcover, 32 S.
Format: 25,6 x 24,2 cm
Münster: Coppenrath, 2008
€ 12,95
ISBN 978-3815734407

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Beim Anblick des farbenfrohen Covers mit einem hoffnungsvoll in den Himmel blickenden Maulwurf, der nach einer silbertürkis funkelnden Feder greift, vermag der Leser noch nicht zu ahnen, dass hier eine Geschichte erzählt wird, in der ein Unglück nach dem anderen geschieht. Allein der Zufall scheint im Spiel zu sein, wenn die liebste Feder des kleinen Vogels, die er sich bei der Pflege seines Kleides ausgerupft hat, vom Wind fortgetragen wird, um ausgerechnet dort zu landen, wo das Eichhörnchen wütend zu resignieren droht, weil es beim Springen schon zum dritten Mal sein Ziel verfehlt hat.
Die Überraschung gelingt, das Eichhörnchen empfindet so große Freude beim Anblick der wunderschönen Funkelfeder, dass es gut gelaunt auf den nächsten Ast springt, ohne sich zu verletzen.

So fliegt die Feder von einer Episode zur nächsten, um den Streit zwischen Schweinemutter und Kind zu schlichten, einen Frosch zu ermuntern und Maulwurf zu trösten, der seiner kranken Oma mit der Feder ein heilsames Geschenk macht.
Als am Ende der kleine Vogel beim Maulwurf landet und sieht, wie glücklich die kranke Oma über seine verloren geglaubte Feder ist, hat auch sein Kummer ein Ende gefunden: »Alles wird wieder gut!«

In diesem sorgsam gestalteten Buch hat Andrea Hebrock die Geschichte von Heidemarie Brosche liebevoll illustriert, mit angenehm sparsamen Mitteln die Gefühle der Figuren ausdrucksstark in Szene gesetzt, ohne die Bilder mit überflüssigen Schnörkeln und Details zu belasten.

Während der Vogel am Ende der Erzählung ohne seine Feder Abschied nimmt, wagt die Künstlerin den entscheidenden Schritt zum Happyend, der auch mir bis dahin fehlte: Der Vogel winkt dem Maulwurf während seines Abfluges freundlich zu und hat an seinem Hinterteil für alle sicht- und sogar fühlbar eine wunderschöne silbertürkis funkelnde Feder – ein verschmitzt schimmernder Pinselstreich aus weiser Hand: Wer schenkt, dem wird gegeben …

Jutta Riedel-Henck, 11. Oktober 2008

 

 

Gerald Hüther
Inge Michels

Gehirnforschung für Kinder
Felix und Feline entdecken das Gehirn

Hardcover, 64 Seiten
Format: 22 x 17,8 x 1,2 cm
München: Kösel, 2009
€ 12,95
ISBN 978-3-466-30845-3

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Komplexe Themen anschaulich zu gestalten und mit Hilfe einer auf das Wesentliche reduzierten Wortwahl so zu präsentieren, dass selbst Kinder sie verstehen würden, ist eine große Herausforderung, der sich Gerald Hüther seit vielen Jahren mit Erfolg stellt. Seine Bücher, mehr noch die in wachsendem Angebot auf CD und DVD erhältlichen Vortrags- und Seminaraufzeichnungen vermitteln dem neugierigen Leser, Zuschauer und –hörer auf lebendige Weise, wie spannend, aber auch beruhigend es sein kann, sich mit der Entwicklung unseres Gehirns unter Berücksichtigung sozialer Zusammenhänge zu befassen.

Der Schritt zu einem speziell für Kinder verfassten Sachbuch schien nahe liegend.
Gemeinsam mit der Journalistin und studierten Medienpädagogin Inge Michels schrieb der Hirnforscher und Entwicklungsbiologe nun ein von der Illustratorin Marlies Rieper-Bastian bebildertes Sachbuch für Kinder – und ihre Eltern.

Felix und Feline heißen die Protagonisten der vorliegenden Geschichte, in der eine von den Kindern in Erde gesetzte Blumenzwiebel als Gleichnis dient. Wie die Zwiebel, so bedarf auch das Gehirn eines geeigneten Nährbodens, um zu wachsen und gedeihen.
Die beiden jungen Gärtner forschen durch »Learning by Doing«, ergänzen ihr Wissen mit Hilfe der Lektüre eines Buches, von Fragen der Eltern und Gesprächen unter Gleichaltrigen. Das unvermeidliche Fehlermachen und dessen Folgen motiviert sie zum Lernen, um die durch eigene Pflege und Hege lieb gewonnene Zwiebel am Leben zu erhalten und manchen Rückschlägen zum Trotz am Ende glücklich wie ein Königspaar vor der reich blühenden Pflanze zu strahlen, als seien sie selbst Blüten: glückliche Kinder.

Seinem Inhalt nach ein wahres Märchen, einfach und doch tiefsinnig uns allen innewohnende Lebensweisheiten weitertragend, suchte ich vergeblich nach einer in sich stimmigen Form der erzählerischen Darbietung. Nicht nur die Namenwahl erinnert mich an eine Fibel für Grundschulkinder, in der Fara und Fu die Schüler beim Lesen- und Schreibenlernen begleiten.
In den Verlagsinformationen zum Buch fehlt die Angabe einer Alterszielgruppe. Ist die Geschichte für Kinder im Grundschulalter zum Selberlesen gedacht? In diesem Fall könnte die etwas geschwungene und leicht kursive (wenn auch ästhetisch ansprechende) Schrifttype den Erstlesern Probleme bereiten. Für einen Vorlesetext wiederum mangelt es der Sprache an dramaturgischer Gestaltung, kindgerechtem Ausdruck und zeitgemäßen Bezügen.

    »„Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist rot“, ruft Felix. Feline guckt sich um. „Die Lampe“, antwortet sie und fragt dann schnell: „Was ist braun und weich und hat schwarze Augen?“ „Der Teddy“, antwortet Felix, dann sagt er: „Unser Gehirn braucht was zu tun. Nachdenken zum Beispiel.“ „Wie beim Rechnen“, schlägt Feline vor. „Oder Lesen“, sagt Felix. „Ich denke morgens darüber nach, welches Kuscheltier ich in den Kindergarten mitnehme“, sagt Feline. „Ich denke am liebsten Streiche aus“, lacht Felix. Und dann purzeln die Ideen nur so aus ihren Mündern. „Lego-Ungeheuer bauen, Mensch-ärgere-dich-Nicht spielen, wie eine Prinzessin sein, Laternen basteln, einen ganz hohen Turm bauen, Ritter spielen …“ „Worüber wir alles nachdenken“, wundert sich Feline.« (S. 8-9)

Die Kinder wirken nicht nur sprachlich, sondern in ihren Gedankengängen so vorausschauend und vernünftig, dass die darin verpackte pädagogische Intention einer lebhaften Entdeckerfreude den Weg verstellt.

Auch der zweite Teil des Buches, welcher sich speziell an die Eltern (Erzieher, Lehrer …) wendet, wirkt in Sprache und Form gemessen an den vielen mir bekannten Werken Gerald Hüthers wenig authentisch. Brav, zurückhaltend und übermäßig bedacht erscheinen die Erläuterungen unter dem Titel »Kleine Zwiebelkunde für Erwachsene«, als würden diese mit einem Wattebausch betupft:

    »Die nächste, um das „Herz“, also den Hirnstamm, herumwachsende und ihn umschließende Schicht heißt limbisches System. Die hier entstehenden neuronalen Netzwerke werden immer dann erregt, wenn etwas passiert, das uns „unter die Haut“ geht, das uns also irgendwie vorübergehend aus dem Gleichgewicht bringt. […] Dort kommt es dann dazu, dass eine bestimmte körperliche Reaktion ausgelöst wird, die wir dann auch als zu diesem Gefühl passend empfinden: Dann springt das Herz vor Freude […].« (S. 47)

So sehr ich die Idee einer »Gehirnforschung für Kinder« begrüßt habe, um neugierig und erfreut ein Rezensionsexemplar zu bestellen, so schwer tue ich mich nun mit einer Besprechung des fertigen Buches. An erzählerischem Potenzial und spielerischer Freude kindlicher Denkart mangelt es dem kommunikativen und humorvollen Hirnforscher eigentlich nicht. Vielleicht waren an diesem Werk zu viele Köche beteiligt und das Konzept unausgereift, bevor es in die Phase der Ausführung ging?
Sinnvoller erschiene mir eine Orientierung an der zu Recht populären und erfolgreichen Reihe »Die Kinder-Uni: Forscher erklären die Rätsel der Welt«. Die Autoren der auch für Erwachsene lehrreichen Vorlesungen bleiben ihrem eigenen Vortragsstil treu, vermeiden bzw. erklären Fremdwörter, erzählen aus ihrem Forscherleben und übertragen ihre Entdeckerfreude absichtslos auf die Zuhörer und Leser. Eine Wirkung, die mir vom Lesen, Zuschauen und –hören Hüther’scher Vorträge längst geläufig war, um sie in »Gehirnforschung für Kinder« enttäuscht zu vermissen.

Jutta Riedel-Henck, 24. März 2009

 

 

© 2009 by Jutta Riedel-Henck

 

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